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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 456

1873 - Essen : Bädeker
456 Ausland zurück war; jetzt wußte er aber auch, was er thun und wü er es angreifen müsse, um den Grund zu seiner Bildung zu legen. Und wenn es ihm auch nicht gelang, alles so herzustellen, wie es vor seiner Seele stand, vorzüglich da er die längste Zeit seiner segensreichen Regierung mit auswärtigen Feinden Krieg zu führen hatte, so hat er doch den Ruhm für sich, eben dadurch, daß er sich nicht schämte, noch als Mann und Kaiser Lehrling zu sein, seinem Volke für alle Folgezeit unendlich viel genützt zu haben. 27. Washington. Franklin. Der nördliche Theil Amerikas wurde erst spät von den Europäern angebaut; denn die ganze Gegend schien ihnen bei ihrer ersten Landung nur eine große Wildniß und das Klima sehr rauh zu sein. Dichte Urwälder, in denen wilde Indianer ihr Wesen trieben, und unermeßliche Sümpfe schreckten die ersten Europäer von diesen unwirthlichen Gegenden ab, in welchen sie nicht, wie an den schönen Küsten Mexiko's und Peru's, Gold und Silber zusammenraffen konn- ten. Erst 1584 wurde von England aus die erste Kolonie gegründet und zu Ehren der Jungfrau-Königin Elisabeth Virginien genannt. Dies erste Beispiel fand bald Nachahmung. Zwar hatten die ersten Colonisten viel von den Angriffen der Wilden zu leiden, allmählich aber trat ein erträglicher Verkehr, besonders durch den Handel, zwischen den Ureinwohnern und den Ansiedlern aus Europa ein. Mit jedem Jahre kamen nun Einwanderer auch von anderen euro- päischen Nationen herüber, größtentheils unternehmende, freiheitsliebende Männer, die, um den kirchlichen oder bürgerlichen Bedrückungen im Mutterlande zu entge- hen, in dem neuen Erdtheile einen Zufluchtsort suchten und fanden. So entstand eine lange Reihe von Niederlassungen und von Ansiedler-Gebieten oder Provinzen, unter denen Pensilvanien mit der Hauptstadt Philadelphia sich besonders hervorthat. Alle Colonisten, aus welchem Lande sie immer waren, erkannten die Ober- hoheit Englands an und trieben fast ausschließlich Handel mit diesem Reiche; England seinerseits pflegte auch die nordamerikanischen Kolonien und schützte sie gegen alle auswärtige Angriffe. Es brachte sie durch großen Aufwand zu einer solchen Blüthe, daß die Zahl der Bürger binnen 150 Jahren zu drei Millionen anwuchs. Deshalb verlangte aber England auch Abgaben, welche die Ameri- kaner jedoch nur unter der Bedingung entrichten wollten, daß sie dieselben durch ihre Abgeordneten, welche man in das englische Parlament aufnehmen sollte, erst bewilligten. England bedachte nicht, daß den Staatsbürgern, welche gleiche Pflichten haben, auch gleiche Rechte gebührten, und daß man die Mündiggewor- denen auch als solche behandeln und ihnen Theilnahme an der Gesetzgebung und Steuerumlegung zugestehen müsse; es wies die Forderungen der Amerikaner zu- rück, legte ihnen die Stempelakte, nach der sie zu allen kaufmännischen und gerichtlichen Verhandlungen Stempelpapier gebrauchen sollten, und dann die Zollaktc auf, die für die Einfuhr von Thee, Glas, Papier und Bleiweiß eine mäßige Abgabe verlangte. Der Ausführung beider Verordnungen, als ohne ihre Zustimmung gegeben, widersetzten sich die Colonisten thätlich und wurden in der Überzeugung von der Rechtmäßigkeit ihrer Forderungen dadurch bestärkt, daß die Engländer beide Gesetze wieder zurücknahmen, nur daß vom Thee ein Einfuhr- zoll noch entrichtet werden sollte. Als nun 1773 im Hafen von Boston drei mit Thee beladene englische Schiffe einliefen, widersetzten sich die Einwohner der Ausladung, und als diese von dem englischen Statthalter erzwungen werden wollte, überfiel ein Hause Vermummter die Schiffe und warf 342 Kisten Thee ins Meer. Dieser Gewaltstreich war die Losung zu einem Kriege, der erst 1783 beendig: wurde. Die Provinzen traten in Philadelphia durch Abgeordnete in einen Bund zusammen, sie bewaffneten sich gegen England, zogen die Wilden und auch

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 457

1873 - Essen : Bädeker
457 europäische Nationen, die auf die Engländer eifersüchtig waren, besonders die Franzosen in ihr Jntereffe, wählten zu ihrem Anführer den berühmten. Washington, einen reichen Pflanzer, der sich auf das Kriegswesen wohl verstand. Die Colonisten standen den Engländern zwar an Ausrüstung und Kriegserfahrung weit nach; aber sie übertrafen die von diesen in Sold genommenen fremden Truppen, unter denen sich auch Deutsche: Hessen und Braunschweiger, befanden, an Muth, Vaterlandsliebe, Begeisterung für die Freiheit und besonders an genauer Kenntniß des Landes. Lange blieb der Kampf ohne Entscheidung; aber als 1777 bei Saratoga der englische General von den Amerikanern um- zingelt und zur Übergabe gezwungen, und 1781 ein zweites englisches Heer bei Uorktown durch Washington gefangen genommen worden, und England kein neues Heer zu senden hatte: da wurde im Frieden zu Versailles 1783 die Unabhängigkeit der nordamerikanischen Freistaaten anerkannt. Seit diesem Frieden hat der junge Freistaat staunenswerthe Fortschritte in der Bevölkerung und im Wohlstände gemacht; denn Tausende und abermals Tausende sind aus England, Irland, Frankreich und Deutschland nach der neuen Welt ausgewandert, um sich dort im Lande der Freiheit und des Wohlstandes niederzulassen. Urwald auf Urwald ist niedergesunken, Niederlassung auf Niederlassung entstanden, Städte auf Städte sind angelegt und wunderbar rasch bevölkert worden, Provinzen auf Provinzen haben sich gebildet. Die Zahl der verbundenen Staaten hat sich von 13 auf 38 schon vermehrt. An der Spitze dieses Bundesstaates steht ein Prä- sident, der alle vier Jahre neu gewählt wird. Washington war der erste Präsident — zu seiner Ehre wurde auch die Stadt gleichen Namens ge- gründet und zur Hauptstadt des ganzen Freistaates und zum Versammlungsorte des Congresses (Abgeordneten-Versammlung) erhoben. Großen Einfluß auf das amerikanische Volk und seine Schicksale übte besonders der berühmte Benjamin Franklin. Er war der Sohn eines Seifensieders. Da sein Vater 17 Kinder hatte, so konnte er auf ihn, den jüngsten, nicht viel ver- wenden, und bestimmte ihn auch zu seinem Handwerke. Attein dieses gefiel ihm nicht, und er lernte bei einem Bruder die Vuchdruckerkunst. Nach mancherlei Widerwärtigkeiten legte er eine eigene Buchdruckerei an und war unermüdet thätig, dabei heiter und streng redlich. Dies verschaffte ihm das Zutrauen seiner Lands- leute, die gern bei ihm Bestellungen machten und ihn unterstützten. In seinen Feierstunden las er nützliche Bücher, und bald verfaßte er selbst kleine Schriften für das Volk, welche gern gelesen wurden; dann gab er eine Zeitung heraus, die große Abnahme fand. Durch tiefes Nachdenken und gründliches Forschen er- fand Franklin den Blitzableiter, wodurch sein Name in ganz Europa bekannt wurde. Enaland wollte diesen Mann für sich gewinnen, und ernannte ihn zum Ober- postmeister der amerikanischen Besitzungen; allein er blieb dennoch der Sache seines Vaterlandes ergeben. Bei dem Ausbruche der Mißhelligkeiten zwischen England und Amerika reiste er nach L ondon und vertheidigte hier die Rechte seiner Lands- leute niit eben so großer Weisheit als Freimüthigkeit. Als er im Jahre 1776 wegen Abschließung eines Bündnisses mit Frankreich nach Paris kam, gerietst die ganze Stadt in freudige Bewegung; jeder wollte den ausgezeichneten Ameri- kaner sehen. Nicht selten saß der ehemalige Buchdrucker mit dem Könige zu. Tische. Bei seiner Aufnahme in die Gelehrtenversammlung Frankreichs ward er, als Erfinder des Blitzableiters und Befreier des Vaterlandes, mit dem eben so schönen als wahren Verse bewillkommnet: „Dem Himmel entriß er den Blitz, den Tyrannen das Scepter!" Franklin starb, allgemein verehrt und bewundert, in seinem 81. Jahre. Merk- würdig ist noch die Grabschrift, die er sich selbst setzte: „Hier liegt der Leib Benjamin Franklins, eines Buchdruckers, als Speise für die Würmer, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen, und der seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist. Doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern einst wieder erscheinen in einer neuen, schönern Ausgabe, durchgesehen und verbessert von dem Verfasser."

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 459

1873 - Essen : Bädeker
459 werden. Doch der blutigste Kampf mußte noch mit den Österreichern um die Festung Mantua geführt werden. Von Neuem blieb Napoleon Sieger in der dreitägigen Schlacht bei Arcóle (15.—17. Nov.) nach den furchtbarsten Anstrengungen, und nachdem er selbst fast das Opfer seines kühnen Muthes geworden war. Der Erzherzog Karl konnte Italien nicht mehr retten, und der Friede von Campo Formio (Okt. 1797) machte dem Krieg ein Ende. Mit unbeschreiblicher Begeisterung ward der Mann, durch desien Talent die Franzosen gesiegt hatten, in Frankreich aufgenommen und mit Ehrenbezeugungen überhäuft. Nichts desto weniger fand Napoleon unter seinen Mitbürgern großen Neid, ja Haß. Der Wann, welcher so leicht Sieg an Sieg knüpfte, schien vielen gefährlich, und erwünscht kam es daher diesen, daß er selbst einen Plan entwarf, welcher ihn aus Frankreich entfernte. Nur ein Feind nämlich war noch unbesiegt von den Franzosen und mochte mit diesen nicht Frieden schließen: England. Gegen dieses Land be- gannen jetzt die furchtbarsten Rüstungen, überall sammelten sich Truppen und in allen Häfen Kriegs- und Lastschiffe. Doch Nicht in England selbst dachte Napoleon zu landen, sondern dieses Land da anzugreifen, woher es seine meisten Reichthümer bezog, in Ostindien. Und um dort der Herrschaft der Engländer ^ ein Ende machen zu können, wollte er beginnen mit der Eroberung Ägyptens. Dahin also segelte er am 19. Mai 1798 mit einer ansehnlichen Flotte, gewann die Insel Malta durch Verrath und landete glücklich am 1. Juli an der ägyp- tischen Küste bei Alexandrien. Und im Angesicht der ungeheuren Pyramiden, die Jahrtausende gestanden,hatten, erfocht Napoleon seinen ersten Sieg, worauf er siegreich ganz Ägypten durchzog. Unterdessen ward die französische Flotte von dem englischen Admiral Nelson an der ägyptischen Küste bei Abukir am 2. Aug. 1798 vernichtet. Der französische Admiral Brueyes flog mit seinem Admiralschiff und elf- hundert Mann Besatzung in die Luft. Türken und Engländer zogen in gewaltigem Heere von Syrien heran. Und ob auch Napoleon ihnen zuvorkam, so war er doch in Syrien nicht glücklich; Hunger, Pest und Klima rieben sein Heer auf. Zu gleicher Zeit wurden in Europa, wo sich eine neue große Verbindung gegen Frankreich geschlossen hatte, alle französischen Heere geschlagen, alle Eroberungen gingen verloren, und im Innern Frankreichs selbst herrschte große Unzufriedenheit. Da be- sann sich Napoleon keinen Augenblick, verließ sein Heer, bestieg ein Schiff, entging den ihn verfolgenden Engländern wie durch ein Wunder rmd war in Paris, ehe man es sich versah. An der Spitze der Sol- daten gab er Frankreich noch im Jahr 1799 eine neue Verfassung und nahm als der erste der drei Consuln die oberste Gewalt an sich. Bald stellte er auch das Glück der französischen Waffen wieder her und rettete Frankreich von der drohenden Gefahr. Denn er stieg über den St. Gotthardsberg nach Italien und erfocht am 14. Juni 1800 den glänzenden Sieg bei Marengo, und schon im Jahre 1801 brachte er den für Frankreich äußerst vortheilhaften, für Deutschland in seinen

4. Nr. 23 - S. 85

1904 - Breslau : Hirt
§ 39. Der Deutsch-französische Krteg 1870 u. 71. 85 Ho Millionen Mark Kriegskosten. Preußen nahm Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. in Besitz und gründete mit allen Staaten nördlich vom Main den Norddeutschen Bund. — Mit den süddeutschen Fürsten schloß König Wilhelm ein Schutz- und Trutzbündnis und wurde für den Kriegsfall zum Oberbefehlshaber auch der süddeutschen Truppen bestimmt. — Gegen Italien hatte Österreich zwar gesiegt, doch mußte es an jenes Venetien abgeben. § 39. Der Deutsch-französische Krieg 1870 und 71. 1. Ursache. Napoleon Iii. hatte nach seinen glücklichen Kriegen (s. § 35. 6) die erste Nolle in Europa gespielt. Das französische Volk nannte sich die große Nation und hielt sich für das ruhmreichste der Erde. Nun war 1866 Preußen zu ungeahnter Macht gelangt, und sein Kriegs- ruhm drohte den französischen zu verdunkeln. Die französische Eitelkeit forderte eine Genugtuung, und so verlangte Napoleon vom König von Preußen die Abtretung deutscher Gebiete auf dem linken Nheinufer. Selbst- verständlich wies der echt deutsch gesinnte König Wilhelm dieses Ansinnen zurück. Nun kannte der beleidigte Ehrgeiz der Franzosen keine Grenze mehr. „Rache für Sadowa!" das wurde zuni Schlagworte für ganz Frank- reich. Da ein stichhaltiger Grund zu einem Kriege nicht vorlag, so wurde ein ganz nichtiger Anlaß zum Vorwand benutzt. Die Spanier hatten näm- lich ihre Königin vertrieben. Sie suchten nach einem neuen Könige, und dabei fiel ihre Wahl, neben anderen, auf den Prinzen Leopold von Hohenzollern. Das war ein entfernter Verwandter König Wilhelms, aber auch des Kaisers Napoleon. Einen Hohenzollern aber wollten die Franzosen in keinem Falle auf dem spanischen Throne dulden. Darum sandte Napoleon seinen Botschafter Benedetti zum König Wilhelm, der gerade zur Stärkung seiner Gesundheit im Bade Ems in Nassau weilte, und forderte, der König solle dem Prinzen Leopold die Annahme der spa- nischen Krone verbieten. Diese Forderung wies der König zurück, da der Prinz in seinen Entschlüssen frei und selbständig sei. Obgleich nun der Prinz auf die Krone verzichtete, so verlangte Napoleon doch, um König Wilhelm zu demütigen, derselbe solle in aller Form erklären, daß er nie- mals gestatten werde, daß ein Hohenzoller auf den spanischen Thron be- rufen würde. Trotz mehrfacher Abweisung versuchte es Benedetti immer wieder, die Erklärung, die Napoleon forderte, vom Könige zu erlangen. Da ließ ihm der König Wilhelm sagen, daß er in dieser Angelegenheit nicht mehr mit ihm verhandeln wolle. Das ganze deutsche Volk aber war empört über die Beleidigung, die unserm ehrwürdigen König angetan war. — Die Fran- zosen dagegen fühlten sich aufs tiefste verletzt, und „Krieg, Krieg!" und „Nach Berlin, nach Berlin!" ertönte es durch ganz Frankreich. König Wilhelm reiste sofort nach Berlin, denn die Lage war ernst. Wohin er kam, wurde er in zwar feierlich-ernster, doch aber in hochbegeisterter Weise

5. Geschichte - S. 85

1908 - Breslau : Hirt
§ 39. Der Deutsch-französische Krieg 1870 u. 71. 85 Ho Millionen Mark Kriegskosten. Preußen nahm Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. in Besitz und gründete mit allen Staaten nördlich vorn Main den Norddeutschen Bund. — Mit den süddeutschen Fürsten schloß König Wilhelm ein Schutz- und Trutzbündnis und wurde für den Kriegsfall zum Oberbefehlshaber auch der süddeutschen Truppen bestimmt. — Gegen Italien hatte Österreich zwar gesiegt, doch mußte es an jenes Venetien abgeben. § 39. Der Deutsch-französische Krieg 1870 und 71. 1. Ursache. Napoleon Iii. hatte nach seinen glücklichen Kriegen (s. § 35. 6) die erste Rolle in Europa gespielt. Das französische Volk uauute sich die große Nation und hielt sich für das ruhmreichste der Erde. Nun war 1866 Preußen zu ungeahnter Macht gelangt, und fein Kriegsruhm drohte den französischen zu verdunkeln. Die französische Eitelkeit forderte eine Genugtuung, und so verlangte Napoleon vom König von Preußen die Abtretung deutscher Gebiete aus dem linken Rheinufer. Selbstverständlich wies der echt deutsch gesinnte König Wilhelm dieses Ansinnen zurück. Nun kannte der beleidigte Ehrgeiz der Franzosen keine Grenze mehr. „Rache für Sadowa!" das wurde zum Schlagworte für ganz Frankreich. Da ein stichhaltiger Grund zu einem Kriege nicht vorlag, so wurde ein ganz nichtiger Anlaß zum Vorwand benutzt. Die Spanier hatten nämlich ihre Königin vertrieben. Sie suchten nach einem neuen Könige, und dabei fiel ihre Wahl, neben anderen, auf den Prinzen Leopold von Hohenzollern. Das war ein entfernter Verwandter König Wilhelms, aber auch des Kaisers Napoleon. Einen Hohenzollern aber wollten die Franzosen in keinem Falle auf dem spanischen Throne dulden. Darum sandte Napoleon seinen Botschafter Benedetti zum König Wilhelm, der gerade zur Stärkung seiner Gesundheit im Bade Ems in Nassau weilte, und forderte, der König solle dem Prinzen Leopold die Annahme der spanischen Krone verbieten. Diese Forderung wies der König zurück, da der Prinz in seinen Entschlüssen frei und selbständig sei. Obgleich nun der Prinz auf die Krone verzichtete, so verlangte Napoleon doch, um König Wilhelm zu demütigen, derselbe solle in aller Form erklären, daß er niemals gestatten werde, daß ein Hohenzoller auf den spanischen Thron berufen würde. Trotz mehrfacher Abweisung versuchte es Benedetti immer wieder, die Erklärung, die Napoleon forderte, vom Könige zu erlangen. Da ließ ihm der König Wilhelm sagen, daß er in dieser Angelegenheit nicht mehr mit ihm verhandeln wolle. Das ganze deutsche Volk aber war empört über die Beleidigung, die unserm ehrwürdigen König angetan war. — Die Franzosen dagegen fühlten sich aufs tiefste verletzt, und „Krieg, Krieg!" und „Nach Berlin, nach Berlin!" ertönte es durch ganz Frankreich. König Wilhelm reiste sofort nach Berlin, denn die Lage war ernst. Wohin er kam, wurde er in zwar feierlich-ernster, doch asser in hochbegeisterter Weise

6. Realienbuch - S. 80

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
80 Geschichte. I selbständige Waffentat Brandenburgs und um so bedeutungsvoller, als er gegen Schweden, das seit dem Dreißigjährigen Briege als europäische Großmacht galt, erfochten wurde. In ganz Deutschland herrschte Freude, daß ein deutscher Beichsfürst die Ausländer so glänzend besiegt hatte, und Friedrich Wilhelm wurde von nun an „der Große Burfürst" genannt. Die Brandenburger verfolgten die Schweden, eroberten Stettin und Stralsund und besetzten ganz Vorpommern, sowie die Insel Bügen. Bls die Schweden einen Einsall in Ostpreußen machten, führte Friedrich Wilhelm seine Truppen mitten im Winter auf Schlitten über das zugefrorene Frische und Burische Fjaff und schlug sie auch dort so völlig, daß nur geringe Beste ihres Heeres das damals schwedische Biga erreichten. — Inzwischen aber hatte der deutsche Kaiser ohne den Burfürsten, dessen wachsende Macht er mißtrauisch betrachtete, mit Ludwig Xiv. Frieden geschlossen. Gegen Schweden und Frankreich konnte Friedrich Wilhelm allein den Bamps unmöglich aufnehmen und mußte daher das eroberte Vorpommern wieder zurückgeben, voll Bitterkeit über die ihm vom krause Habsburg widerfahrene Treu- losigkeit ließ er zur Friedensfeier über den Text predigen: „Es ist gut, auf den Herrn vertrauen und sich nicht verlassen auf Menschen!" —- Noch ein andres Unrecht fügte ihm der Kaiser zu. Uls der letzte Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau starb (5.75,7), nahm er diese Herzogtümer sür sich. Eine brandenburgische Münze, die damals geprägt wurde, trägt die Inschrift: „Bus meinen Gebeinen wird dereinst ein Bücher erstehen!" 8. 9er Grotze Kurfürst gründet eine 5eemacht. Durch das ganze Leben Friedrich Wilhelms zieht sich das Bemühen, seine Länder am Seehandel teilnehmen zu lassen. Ein versuch, mit Kaiser und Beich zusammen eine deutsch-ostindische Handels- gesellschaft zu errichten, mißglückte. Bls der Bur- fürst 1675 die Schweden aus Vorpommern und von den Odermündungen verjagt hatte, nahm er den niederländischen See- sahrer Iakob Baule in seinen Dienst und grün- dete eine Flotte von sechs Schiffen. Baule war der erste branden- burgisch -preußische Bdmiral. Er eroberte in einer Seeschlacht drei schwedische Briegsschiffe und erbeutete auf der Ostsee 21 schwedischehan- delsschisse. Bls Friedrich Wilhelm Vorpommern wieder herausgeben mußte, zog Baule mit der Flotte nach Bönigsberg. In der Folgezeit bestand die brandenburgische Briegsflotte noch ein rühmliches Seegefecht gegen die Spanier, die dem Burfürsten die Zahlung einer großen Geldschuld verweigerten, und nahm ein spanisches Briegsschiff, sowie mehrere Handels- schiffe weg. — Später gründete Friedrich Wilhelm die Guinea-Gesellschaft, die in

7. Realienbuch - S. 95

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 95 1000 Dörfer gegründet und dafür 40 Millionen Taler ausgegeben. Daher konnte er mit berechtigtem Stolze sagen, er habe „mitten im Frieden eine Provinz erobert". Auf den königlichen Gütern erleichterte der König das Los der Dauern; Edelleute, die die Dauern übel behandelten, strafte er schonungslos und ohne Ansehen der Person. d) Handel und Gewerbe. Schon vor dem Siebenjährigen Kriege hatte sich der König eifrig bemüht, den Handel zu heben. Da es damals weder Eisenbahnen noch feste Straßen gab, konnte man große Mengen von Gütern nur auf den Flüssen und Kanälen fortschaffen. Huf Friedrichs Befehl entstand der plauesche Kanal zwischen Elbe und Havel, sowie der Finow-Kanal zwischen (Oder und Havel. Alles, was die Be- wohner Preußens gebrauchten, sollte im Lande selbst hervorgebracht werden. Uni mit den englischen Tuchwaren den Wettbewerb aufzunehmen, ließ der König das spanische Merinoschaf einführen, das feinere Volle trägt. Papiermühlen, Samt- und Seiden- webereien wurden angelegt und zur Zucht der Seidenraupe zahlreiche Maulbeerbäume angepflanzt. In Berlin gründete Friedrich die Königliche Porzellanmanufaktur, die bald einen Weltruf erlangte. — Die Schlesier konnten, seitdem sie Preußen geworden waren, ihre Leinenwaren nicht mehr wie bisher nach (Österreich verkaufen,- der Absatz nach Brandenburg und Pommern ersetzte aber den Ausfall nicht. Da verwies sie Friedrich auf den Seehandel. Er ließ die Swine schiffbar machen und Swinemünde bauen; Stettin wurde der Hafen für die Ausfuhr. Bald ging schlesische Leinwand in alle Welt. Außerdem gründete Friedrich für den verkehr mit den überseeischen Ländern die preußisch-ostindische Handelsgesellschaft in Emden (Emden war 1744 mit Gstfriesland durch Erbschaft an Preußen gefallen). Leider ging im Siebenjährigen Kriege der eben erblühende See- handel wieder zugrunde. Daß der König die Kriegsflotte nicht erneuert hatte, sollte sich im Siebenjährigen Kriege hart bestrafen, va die verbündeten Engländer trotz ihres Versprechens keine Schiffe zum Schutze der preußischen Küsten nach der Dstsee sandten, vernichteten Schweden und Küssen den preußischen Seehandel vollständig. Die Engländer selbst rissen den preußischen Seeverkehr an sich und knüpften sogar mit Friedrichs Feinden, den Küssen, Handelsverbindungen an. Letztere schnitten die von ihnen belagerte Festung Kolberg durch ihre Schiffe vom Meere ab, so daß sie sich aus Mangel an Zufuhr ergeben mußten die Schweden konnten ungehindert ihre Truppen, die gegen Preußen fechten sollten, über die Dstsee senden. Der König versuchte während des Krieges schnell eine Flotte zu schaffen: er kaufte zwölf Handelsschiffe, bemannte sie aus Mangel an Seeleuten zum Teil mit Landtruppen und wollte mit ihnen die Ddermündungen verteidigen. Aber in einer Seeschlacht wurde die kleine Flotte mit den ungeeigneten Fahrzeugen und un- geübten Mannschaften vernichtet. Trotz der Tapferkeit der Besatzungen wurden zehn Schiffe genommen oder in die Luft gesprengt. — Das versäumte ließ sich nicht nachholen. o) Steuerwesen. Auf Tabak, Kaffee und Salz legte Friedrich hohe Abgaben. Zur Leitung des Steuerwesens berief er Franzosen, die darin besondere Erfahrungen besaßen. Nur der Staat durfte Kaffee, Tabak und Salz verkaufen; wer von andern kaufte und z. B. heimlich selbst Kaffee brannte, verfiel in Strafe. Die Steuerbeamten waren sehr verhaßt und wurden zum Spott „Kaffeeriecher" genannt. — Auch der postverkehr wurde streng beaufsichtigt; zur Beförderung von Briefen durfte nur die staatliche Post benutzt werden. f) Kechtspflege. Bis zu Friedrichs Zeit erhielten die Dichter die Gerichtskosten. Sie zogen daher nicht selten die Prozesse in die Länge, damit die Gebühren recht hoch wurden. Friedrich der Große verminderte die Zahl der Dichter, gab ihnen Gehälter und bestimmte, daß jeder Rechtsstreit in einem Jahre erledigt werde. Die Kosten

8. Realienbuch - S. 103

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 103 zu einer hartnäckigen, zweitägigen Schlacht, in welcher der preußische General Scharnhorst durch seine Geschicklichkeit verhinderte, daß Napoleon den Sieg erstritt. Das blutige Ringen blieb unentschieden, und Napoleon bot nach der Schlacht dem Rönige Friedrich Wilhelm Iii. Frieden an, wenn er sich von Rußland trenne. Der Ränig war aber zu ehrenhaft, um den Raiser Alexander im Stich zu lassen. Venn dieser hatte zu ihm gesagt: „Nicht wahr, keiner von uns fällt allein? Entweder beide zusammen oder keiner!" Er lehnte daher Napoleons Vorschläge ab. — Einige Monate später wurde aber das russische Heer bei Friedland von Napoleon vernichtet. 7. Der Friede zu Tilsit. Entmutigt durch die Niederlage Von Friedland brach Raiser Alexander sein Wort. In einer Unterredung, bei der ihm Napoleon die Teilung der Weltherrschaft zwischen Rußland und Frankreich in Aussicht stellte, gab er Preußen der Rache des übermütigen Siegers preis. Furchtbar hart waren die Friedensbedingungen, die Napoleon Preußen auferlegte. Alle Besitzungen westlich der Elbe mußten abgetreten werden, so daß Friedrich Wilhelm Iii. nur die kleinere Hälfte seines Sandes behielt. Die polnischen Gebietsteile wurden Preußen ebenfalls entrissen. Alexander I. scheute sich nicht, einen Teil davon an sich zu nehmen und so sein Reich auf Rosten seines bisherigen Ver- bündeten zu vergrößern. Napoleon forderte außerdem ungeheure Rriegskosten, die er später sogar noch willkürlich erhöhte. Bis zu ihrer Zahlung mußten 160 000 Mann französischer Truppen, die die preußischen Festungen besetzt hielten, ernährt werden. Über 1000 Millionen Mark wurden dem unglücklichen Lande in zwei Jahren abgenötigt. Um eine Wiedererhebung Preußens unmöglich zu machen, durfte Friedrich Wilhelm nur ein Heer von 42 000 Mann unterhalten. Die Rönigin Luise versuchte, durch ihre Bitten Napoleon zu milderen Bedingungen zu bewegen; sie wurde aber von ihm hochmütig zurückgewiesen. — Aus den Gebieten westlich der Elbe bildete Napoleon das Rönigreich Westfalen, dessen Hauptstadt Rassel wurde, und setzte einen seiner Brüder zum Rönige ein. Die Kontinentalsperre. Das einzige Land, das Napoleon unbesiegt widerstand, war England. In zwei Seeschlachten war die französische Flotte von der englischen vernichtet worden, und kein französisches Schiff durfte wagen, den schützenden Hafen zu verlassen. Um das verhaßte Land zu schädigen, verbot Napoleon allen von ihm beherrschten Neichen, mit England Seehandel zu treiben. Auch Preußen und Rußland wurden genötigt, ihre Häfen den englischen Schiffen zu verschließen, so daß das gesamte europäische Festland für sie gesperrt war. Alle fremden waren, wie Naffee, Reis, Zucker, Tee, Gewürze usw., wurden dadurch unerschwinglich teuer, und alle Länder, die von der Nontinentalsperre betroffen wurden, erlitten großen Schaden. An den Meeresküsten entwickelte sich bald ein lebhafter Warenschmuggel. 8. Preußens Erneuerung. Friedrich Wilhelm Iii. sah ein. daß alle Rräfte des preußischen Volkes aufgeboten werden mußten, wenn man eine Befreiung von dem Joche Napoleons erreichen wollte. Der Mann, der dem Rönige bei dieser schweren Aufgabe als Ratgeber zur Seite stand, war der Reichsfreiherr von Stein. Er war wegen feiner vornehmen Gesinnung hochgeachtet, wegen seines schroffen Wesens aber auch gefürchtet. Mit klarem Blicke erkannte er. daß Vaterlandsliebe und Ehr- gefühl im Volke von neuem geweckt werden mußten, daß es galt, den Bewohnern Preußens wieder vertrauen auf die eigene Rraft einzuflößen und sie an selbständiges handeln zu gewöhnen. Um dieses Ziel zu erreichen, änderte er durch eine Reihe wichtiger Gesetze die Einrichtungen des preußischen Staats. — Der Bauer war bisher dem Edel- manne erbuntertänig, d. h. er durfte die Scholle, auf der er geboren war, nicht verlassen. Für die Benutzung des Ackers, der nicht sein Eigentum war, hatte er schon Fronden und Abgaben zu leisten. Seine Rinder brauchten, wenn sie in fremden Dienst treten oder 7»
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